Es gibt Momente im Leben, die wollen wohl überlegt sein. Wenn man nach 11 Jahren sein Mobile OS wechselt, zähle ich das dazu. Nur war mein Wechsel von Android auf iOS in keinster Weise überlegt, sondern eher ein aus der Not geborener Impuls. Nach 11 Jahren auf Android schleppt man eine immense Baggage an Apps mit sich, hat seine Workflows im Muscle Memory und hat für jeden Task seine App der Wahl. Das gesamte digitale Leben und sämtliche Gewohnheiten müssen an einen neuen Platz gerückt werden.

Zur Historie

Android war für mich immer das Betriebssystem der Wahl auf mobilen Endgeräten. Es war frei, es war offen. Man konnte Apps an Google vorbei installieren und es erlaubte alle Möglichkeiten zur Customization, die man sich nur wünschte. Wer ein gescheites Smartphone mit großer Entwickler-Community gekauft hatte, konnte aus einer Vielzahl von Custom ROMs auswählen und sich die User Experience schaffen, die man sich wünschte. Diese Zeiten sind passé. Android ist nicht mehr das, was es mal war.

Device History

Seit Anbeginn von Android hatte ich ausschließlich Googles Nexus Geräte. Sie waren Vorzeigetelefone zur Demonstration von Androids Fähigkeiten, erschwinglich und boten eine einfache Möglichkeit ab Werk Root-Rechte zu erlangen. Der Root war immer essentiell für mich. Nur mit höchsten Rechten und Kontrolle über alle Hardware-Schnittstellen, kann man sein Gerät auch wirklich seins nennen.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie der kleine Tim mir erstmals Stolz sein Sony Xperia Mini mit ausfahrbarem Hardware-Keyboard zeigte. Damals hatte ich noch ein altbewährtes Nokia 6230i. Er zeigte mir, mit welchem Aufwand er Cyanogenmod auf das Gerät geflasht hatte und wie er manuell die Tastenbelegung des Keyboards definieren musste. Es war eine neue Welt der Möglichkeiten. Eine Welt voller Frickelei. Sie war spannend und ich wollte daran teilhaben.

Nexus S

Mein erstes Smartphone überhaupt war das Wegweisende Nexus S, gefertigt von Samsung und vertrieben von Google. Es war - wie alle Geräte der Nexus-Reihe - ein Developer Phone. Mit diesem Gerät wollte Google zeigen, was Android kann und das gelang ihnen. Der Formfaktor war grandios. Das Display seinerzeit herausragend und sogar curved. Ich rootete es noch am ersten Tag mit Super SU, flashte Clockwork Mod als Custom Recovery und installierte die Custom ROM Cyanogenmod. Das Nexus S war ab Minute 1 mein Daily Driver. Vorinstalliert kam damals Android 2 und rückblickend lief es furchtbar. Die drei Reboots zur Wiederherstellung aller Gerätefunktionalitäten gehörten zur Tagesroutine. Das Gerät erhielt Support für lediglich ein Major Release auf Android 4. Die älteren Leser werden sich entsinnen, dass Android 3 niemals für Smartphones erschien und nur den aufkommenden Tablets vergönnt war. Daher erfolgte der direkte Sprung von Android 2 auf Android 4.

Nexus 4

Das Nexus S stieß schnell an seine Grenzen. Die Hardware war der schnellen Entwicklung auf dem mobilen Sektor nicht gewachsen. Smartphones steckten noch in den Kinderschuhen und konnten mit Apples Pace des iPhones nur mühsam mithalten. Die logische Konsequenz für mich war die Anschaffung des Nexus 4. Ebenfalls ein formschönes Gerät mit Glasrücken, einer besseren Kamera und einem sichtlich performaneterem Prozessor. Eindrücklich in Erinnerung geblieben ist mir das immense Gewicht des Geräts gegenüber dem Nexus S und die deutlich verbesserte Verarbeitungsqualität - dieses Mal durch den Hersteller LG. Das Gerät kam standardmäßig mit Android 4 und war, wie das Nexus S, das Vorzeigegerät von Google für eben diese Android Version. Auch dieses Gerät wurde umgehend gerooted und mit Cyanogenmod geflasht und integrierte sich nahtlos in meinen Alltag. Es war eins der ersten Geräte mit Android Beam, einer Technik zum Austausch von Informationen und Dateien, die auf NFC basierte. Einen realen Anwendungsfall, wie das heutige Mobile Payment, gab es damals jedoch nicht. Das Gerät erhielt von Google Support bis Android 5.

Nexus 5

Das Nexus 5 war anders und ebenfalls von LG gefertigt. Eine Abkehr von dem schweren Glasrücken des Nexus 4. Rückwirkend war es vom Formfaktor, Preis und Funktionalität eines der schönsten Smartphones, das ich je besessen habe. Das Nexus 5 war deutlich leichter als das Nexus 4 und hatte eine gummierte Rückseite, die sich gut in die Hand schmiegte. Es war ein Gerät, das man gerne in die Hand nahm. Erstmals installierte ich LineageOS als Custom Rom, da Cyanogenmod eingestampft wurde. Ab Android 6 dachte sich Google, dass ein weiterer Support nicht notwendig sei.

Oneplus 3

Zwar wurde im Auftrag von Google noch ein Nexus 6 und ein Nexus 6P gerfertigt, jedoch zeichnete sich das Ende der Nexus-Reihe bereits ab. Ich stand vor der Entscheidung noch einmal in bewährte Fußstapfen zu treten oder mich nach etwas Neuem umzuschauen. Auf dem Markt der Entwicklertelefone trat ein neuer Player namens Oneplus auf. Dieser hatte mit dem Oneplus One in die Kerbe der Nexus-Geräte geschlagen. Die Firmenphilosophie erlaubte ein einfaches Erlangen von Root-Rechten und ein simples Entsperren des Bootloaders, daher fiel die Wahl auf das Oneplus 3. Es war ds erste Gerät, auf das ich keine Custom ROM flashte. Das hauseigene OxygenOS brachte einen mannigfaltigen Fundus an Funktionen aus der Custom-ROM-Welt mit sich, mit der ich erstmals zufrieden war. Oneplus hatte eine handvoll Entwickler aus dem Paranoid Android Projekt abgeworben und eine simple UI geschaffen, die LineageOS und Cyanogenmod sehr nahe kam und mannigfaltige Möglichkeiten zu Anpassung bot. Das Gerät war grandios, schnell aber auch deutlich größer als das Nexus 5. Ich erinnere mich gut, wie sperrig es in meiner Hosentasche wirkte. Das Zeitalter der Phablets hatte begonnen und der Markt verlangte nicht länger nach kleinen Telefonen. Es war das erste Smartphone in meinem Besitz, das eine Zweihandbedienung erforderte und ich harderte lange mit dem Gedanken, ob das wirklich Zukunft sein sollte. Man gewöhnte sich jedoch sehr schnell an den neuen Formfaktor. Das Oneplus 3 war ein grandioses Device. Der Bildschirm war, gegenüber dem Nexus 5, herausragend. Es war snappy und erfüllte all seine Aufgaben mit verlässlichem Eifer und es war das erste Gerät in meinem Besitz mit einem Fingerabdruckscanner. Oneplus versorgte es bis Android 9 (OxygenOS 9) mit einem aktuellen Betriebssystem. Ein herausragendes Feature war der Dual-Sim-Slot, der es ermöglichte Zeitgleich zwei SIM-Karten zu betreiben, was mir während meiner Reise durch Vietnam sehr gelegen kam.

Oneplus 7T

Mit dem finalen Upgrade auf Android 9, stellte sich mir erneut die Frage nach einem gescheiten Nachfolger von dem Oneplus 3 zu suchen. Die Zeit der Custom ROMs war für mich bereits verblichen. Ich brauchte ein Gerät, das auf der Höhe der Zeit war. Gleichzeitig störte mich, dass Oneplus - wie auch Google - lediglich 2 Major Releases an Updates für ihre Geräte versprach. Ich empfand den Gedanken, alle zwei Jahre ein neues smartphone kaufen zu müssen, als lästig und nicht nachhaltig. Ich kaufte das Oneplus 7T und hatte das erste mal das Gefühl, damit nicht die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es gab 3 Faktoren, die Ursache des Zweifelns waren:

  • Oneplus versprach mehr, als sie als Hersteller liefern konnten. Die Updates wurden immer unregelmäßiger, die Security Patches waren über lange Zeiträume heillos veraltet und die Softwarequalität von OxygenOS ließ an vielen Stellen zu wünschen übrig. Oneplus fokussierte sich zunehmend darauf neue Geräte auf dem Markt zu platzieren und ihre bereits erhältlichen Geräte zu vernachlässigen.
    Es traten unschöne Ereignisse auf, wie der Verlust von 40.000 Kreditkartendaten im Oneplus Store und auch deckte man auf, dass Oneplus heimlich und unverschlüsselt private Daten vom Telefon nach China sendete.
  • Die Entwicklerszene um das Telefon war kaum vorhanden. Oneplus hatte einst den Ruf in die Fußstapfen der Nexus-Reihe von Google zu stapfen. Stümperhafte Implementierungen in ihren Geräten erforderten aber mehr und mehr Aufwand sie zu betreiben, bspw. hat es nie ein lauffähiges Custom Recovery für das Phone gegeben und man musste sein Bootimage zum rooten von Hand patchen.
  • Google legte dem Rooten auf Android die Daumenschrauben an. Mit dem Safety Net Framework wurde das Rooten mehr und mehr zur Qual, da fortlaufend die Device Integrity gecheckt wurde. Google prüfte konstant, ob der Bootloader entsperrt war, ob ein Root detektiert wurde und ob das Telefon in Einklang mit den, von Google gnadenlos aufoktruierten Bedingungen, im Betrieb war.

Gründe des Wechsels zu iOS

Google Safety Net

Was genau ist das genau - mag man sich fragen - und wofür ist es gut?

SafetyNet ist ein Service von Google, welcher im Rahmen der Google Play Services auf einem Android-Gerät installiert ist und vordergründig für App-Entwickler zur Verfügung steht. Entwickler können mit Hilfe der von SafetyNet bereitgestellten Informationen zum einen ihre App im Google Play Store verstecken, wenn das Gerät die sog. SafetyNet-Überprüfung (siehe weiter unten für mehr Informationen) nicht besteht. Zum anderen kann eine auf einem Gerät bereits installierte App den SafetyNet-Status selbst überprüfen und so bspw. App-Funktionen deaktivieren oder die Arbeit auch komplett verweigern.

Ziel von SafetyNet ist es, kritischen Apps, wie bspw. Banking- oder Bezahl-Apps, den Status des Gerätes vor deren Verwendung zu überprüfen um potentiellen Missbrauch zu minimieren. - [Quelle: Droid Wiki]

Safety Net setzt zur Prüfung der Konformität bei neueren Geräten auf ein Feature namens Hardware Key Attestation. Dieses Feature wurde von Oneplus beim Modell 7T glücklicherweise stümperhaft implementiert. Dadurch war eine hardwarebasierte Überprüfung der Gerätekonformität nicht möglich und es wurde gegen ein niedrigeres Konformitätsniveau namens Basic Integrity geprüft, das eigentlich älteren Smartphone vorbehalten war, die keine Möglichkeit einer hardwarebasierter Verifizierung boten. Eine Zeit lang schien es, als ob Google und die Hersteller von Apps dem nichts entgegenzustellen wusste und ein Root keinerlei Einschränkungen in der Funktionalität des Geräts mit sich brachte. Mein verwendeter Systemless Root Manager Magisk bot Google die Stirn und gaukelte zuverlässig eine Konformität des Geräts vor, die durch meinen Root und entsperrten Bootloader nicht gegeben war. Es gab trotzdem einiges Apps, die es schafften den entsperrten Bootloader zu detektieren, bspw. Netflix. Netflix war auf meinem Gerät nicht ausführbar, auch nicht unter Anwendung der Magisk Hide Funktion, die zusätzliche Verschleierungstaktiken und -mechanismen für besonders hartnäckige Root Detection Frameworks anwendete. Netflix wurde im Playstore nicht einmal zum Download angeboten. Für die Zukunft ließ das bereits nichts Gutes erahnen…

MacBook Air M1

Anfang des Jahres 2021 stellte Apple ein neues MacBook Air mit einem hauseigenen M1-Prozessor auf ARM-Basis vor. Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein sechs Jahre altes Dell XPS13 (9343), auf dem Ubuntu lief. Da auch 2021 noch nicht das Jahr von Linux auf dem Desktop angebrochen war und mir die durchweg vorhandene Frickelei am OS stark auf die Nerven ging, klang das Angebot von Apple verlockend. Ich hatte schon während meines Ingenieurstudiums ein MacBook (Modell: Late 2008) und mochte das Gerät, auch wenn es für die Windows-dominierte Welt des Engineerings nicht immer gut geeignet war. Nichts desto trotz war es ein tolles Gerät. Schön verarbeitet, tolles Trackpad und ein augenschmeichelndes OS namens Snow Leopard. Ich wollte mich mal wieder auf OSX einlassen und schauen, wie es nach 10 Jahren daher kam und sich entwickelt hat. Kurzum, ich kaufte das neue MacBook Air und daher war auch die nahtlose Integration des iPhones ein verlockendes Argument nicht länger auf Android zu setzen.

Smartwatch

Ich bin seit frühen Kickstarter-Tagen ein Besitzer der Pebble Time Steel. Einer wirklich tollen kleinen Smartwatch mit 10 Tagen Akku-Laufzeit und Always-On Display. Pebble hat leider seit Jahren das zeitliche gesegnet. Erst kam der Aufkauf durch Fitbit und rund ein Jahr später wurden die Server abgeschaltet und die Uhr war nur noch rudimentär zu benutzen. Zwar gab es mit Gadget Bridge und dem Projekt Rebble.io die Möglichkeit die Uhr weiterhin zu betreiben und auch Pebble selber veröffentliche eine letzte Version ihrer Begleitapp ohne Cloud-Zwang, jedoch stand die Entwicklung für die Uhr komplett still. Mit Android 11 lief dann auch die entkernte Version der Pebble-App nicht mehr rund und die Uhr verlor ihren Reiz sie zu tragen. Ich wollte auf lange Sicht wieder eine Smartwatch haben, da mit dieser Geräteklasse nicht jedes Mal das Handy aus der Tasche gezogen werden muss, wenn man eine Nachricht erhält. In 80% aller Fälle reicht ein Blick auf die Uhr.
Die Pebble Time war zudem integraler Bestandteil meines mobilen Setups. Ich habe mein Smartphone stets so konfiguriert, dass es absolut lautlos läuft - sprich weder Anrufen, noch Benachrichtigungen war es gestattet auf sich aufmerksam zu machen. Diesen Teil hat immer die Uhr mit ihrer Vibrationsfunktion übernommen und wenn ich meine Ruhe haben wollte, musste ich nur die Uhr stummschalten. Eine neue Watch musste her und die Apple Watch schien konkurrenzlos am Firmament der Wearables.

Aussperrung meines Bankkontos

Der Tag X, an dem ich mir spontan ein iPhone 12 kaufte war erreicht, als meine werte Hausbank, bei der ich seit 15 Jahren Kunde bin, sich entschloss ihre TAN-App zu updaten. Diese erkannte plötzlicherweise mein gerootetes Gerät und verweigerte prompt die eigene Ausführung und das Generieren neuer TANs. Ich konnte mein Bankkonto zwar noch einsehen, jedoch keine Online-Überweisungen machen. Schlimmer noch: Das bereits bei der Bank registrierte Oneplus 7T ließ sich als TAN-Empfänger nur löschen, wenn man mit ihm eine neue TAN als Bestätigung eingab. Ein Gerät, dass das Starten der TAN-App verweigerte, sollte eine TAN generieren, um sich selber zu deregistrieren. Ein klassischer Worst Case fehlgeleiteter Zirkellogik. Der Support meiner Bank verstand das Problem nicht auf Anhieb. Es traten Fragen auf, warum ich überhaupt “ein Telefon in einem solchen Zustand” betreiben würde. Schönen Dank auch, werte Sparda-Bank! Auch der Hersteller der TAN-App weigerte sich mir die vorherige lauffähige Version als APK zuzusenden. Ein Online-Banking war schlichtweg nicht länger möglich.

Der Wechsel

Ich kaufte noch am selben Tag das iPhone 12. Es war der Moment, an dem ich wusste, dass Android für mich kein mobiles OS mit Zukunft darstellte. In dem Moment, in dem ich die Hoheit über mein Gerät an Google abtreten würde, hätte ich keine Möglichkeit mehr den systemweiten Adblocker AdAway oder den wunderbaren und von Werbung befreiten Youtube-Mod namens Youtube-Vanced zu nutzen. Android war damit für mich gestorben. Die Frage, ein Android-Gerät mit gesperrten Bootloader in dem Zustand zu nutzen, den der Hersteller oder Google vorgab, stellte sich mir nicht. It’s dead, Jim.

Der Wechsel auf iOS war begleitet von einer freudig-gestimmten Neugierde und dem Gefühl eines langen Wiedersehens. Ich hatte zuvor nur einmal ein iOS-Device besessen und das war ein iPod Touch und es war, wie auch der Mac, über 10 Jahre her. Der iPod Touch war damals ein tolles Gerät. Es gab diverse Jailbreaks, eine komplette - nicht immer ganz legale - Parallelwelt an Appstores, die abseits von Apples Appstore existierte und Freude bereitete.

iPhone 12: The eagle has landed

Nun also war der Tag gekommen und mein neues iPhone 12 lag jungfräulich vor mir. Der erste Akt war das Aufbringen einer matten Folie, wie es mir Tim empfohlen hatte. Ein guter Tipp!

Mein erster Eindruck war geprägt von der Überzeugung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Das Gerät war kleiner, leichter und angenehmer zu Halten als das Oneplus 7T. Die Einrichtung war eine seamless experience und mein MacBook und das Phone sagten sich das erste Mal Hallo im Heimnetzwerk.

Ich bin kein Freund von klobigen Panzerglasfolien, jedoch konnte ich den Glasrücken des iPhones nicht ohne gutes Gewissen ungeschützt lassen. Als Schutzhülle kaufte ich mir das offizielle Leder-Case von Apple mit MagSafe-Kompatibilität. Die Hülle ergänzt das Telefon perfekt und die Entscheidung war goldrichtig.

Apps und ihre Alternativen auf iOS

Neu kaufen musste ich erstaunlicherweise nur eine einzige App: Threema. Threema ist, seit Anbeginn seines Bestehens, mein Hauptmessenger auf dem Smartphone und ich kann diese App uneingeschränkt empfehlen. Sie erlaubt komplett anonyme Kommunikation, ohne Angaben von Handynummern. Der Umzug meiner Threema ID war simpel und ging mit meinem selbstverwalteten Backup in der Nextcloud ohne Murren und Knurren. Was nicht transferiert werden konnte, war die Chathistory und gesendete Mediendateien.

Einige Apps boten jedoch kein eigenes Pendant auf iOS. Meine gewählten Alternativen wurde wie folgt gewählt:

Android-App iOS Alternative Aufgabe
Antennapod Overcast Podcasts
Voice BookPlayer Hörbücher
OpenTracks Open GPX Tracker GPX Tracker
OpenScale Airweight Xiaomi-Waage auslesen
AdAway AdGuard Werbeblocker
FocusReader Fiery Feeds RSS-Reader
Reddit Apollo Ersatz für Standardapp
Twitter Tweetbot Ersatz für Standardapp

Twitter und Reddit waren zunehmend so überflutet von Werbung und sponsored content, dass ich mich komplett gegen die hauseigenen Apps entschied. Mit Apollo und Tweetbot standen uneingeschränkt empfehlbare Alternativen zur Installation bereit.

Am schwierigsten habe ich mich mit der Suche nach einem Podcatcher getan. Podcasts sind ein essentieller Bestandteil meines Alltags. Ich lese keine Bücher, ich schaue keine Nachrichten im Fernsehen - ich bin ein reiner Audiomensch.
Android hat eine sehr gute, feature-reiche und freie App zum Konsumieren von Podcasts namens AntennaPod. Auf iOS habe ich vorerst Castro ausprobiert, jedoch bin ich kein Freund von Apps mit Abomodellen und 18,99€ pro Jahr, nur um Podcasts hören zu können, sind eine bodenlose Frechheit. Gelandet bin ich schlussendlich bei Overcast. Auch dieser Podcatcher erfordert ein Abo zum Unkostenpreis von 10€/a, wenn man die App werbefrei genießen möchte.

Ebenfalls vermisse ich die App MiXplorer, den grandiosesten File Explorer der Android Welt mit Unterstützung für sämtliche Clouddienste und Protokolle, wie WebDAV und SFTP. Die Zeit eines offenen Dateisystems ist mit iOS nicht länger vorhanden. Fortan steht nur Apples eigene Files-App zur Verfügung, die nicht Ansatzweise an den Funktionsumfang von MiXplorer heranreicht.

Was macht iOS besser, als Android

Auffallend besser an iOS, aus der Sicht eines ehemaligen Android-Users, empfand ich folgende Punkte. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es nicht das Eine Android gibt und ich nur die Sicht eines Nutzers der Oneplus und Nexus Geräte beschreiben kann:

Die zentrale Verwaltung von Einstellungen:

Was Android über die Jahre in Puncto Unübersichtlichkeit perfektioniert hat war, dass jede App ihre eigenen Einstellungen verwaltete. Untermenü über Untermenü und Einstellungen, die oftmals mit globalen Systemeinstellungen des Telefons in Konflikt gerieten. Damit ist unter iOS Schluss und es gefällt mir sehr gut. Es gibt einen zentralen Ort um die Apps und ihre Berechtigungen zu verwalten.

Die nahtlose Integration weiterer Apple Geräte

Unter meinem Linux-Android-Setup war es nicht immer einfach die Geräte sinnvoll zu vernetzen. Zwar war mit KDE Connect eine gute Möglichkeit geschaffen worden, um bspw. vom Laptop aus eine geteilte Zwischenablage zu nutzen und Dateien auf das Gerät zu senden, jedoch lief die Implementation nicht immer rund. Das funktioniert mit OSX und iOS deutlich komfortabler und das ohne nennenswerte Konfiguration. It just works.
Hervorzuheben ist hier klar die Möglichkeit Telefonate am Mac anzunehmen und on-the-fly zurück auf das iPhone zu wechseln oder aber der Moment, wenn man das MacBook im Freien aufklappt und automatisch angeboten wird das iPhone als Hotspot zu verwenden. Eine komplett neue Erfahrung für mich, die den Alltag bereichert.

Native CalDAV/CardDAV Integration

Android fehlt seit Tag 1 eine native Integration zum Syncen von Kontakten, Tasks und Kalendern über CalDAV und CardDAV. Immer schon war es notwendig dafür Adapter-Apps zu installieren. Meine App der Wahl war immer DAVx5, die auch immer wunderbar funktionierte und nicht hoch genug gelobt werden kann. Google sah es nie ein die Möglichkeit zu integrieren, da ihre eigenen Dienste und der Datenhunger des Unternehmens damit in einem Interessenskonflikt standen. Google möchte alle Kontakte in ihrem GMail sehen und Kalender betrifft das ebenso. Google möchte wissen, wen der eigene Socialgraph umfasst und was man an Tag X wann und wo zu erledigen hat.

Mit iOS gehört dieser Zustand der Vergangenheit an und ich konnte Problemlos meine Kalender, Tasks und Kontakte aus der Nextcloud importieren und nativ syncen.

Eine konsistente UI

Eine Absolute Katastrophe unter Android ist die inkonsistente UI und UX, da jeder Smartphone-Hersteller Anpassungen des Vanilla-Android vornimmt. Resultat ist letzten Endes, dass die Optik und Einstellungsmöglichkeiten sehr variieren und ein vorhersehbares Verhalten der UI nicht gewährleistet ist. Samsung hat bspw. bis heute den Back-Button und den den Button zum Anzeigen der zuletzt geöffneten Apps in ihrer Position vertauscht. Xiaomi und Realme platzieren eigene Werbung in Fremdapps oder gar in die Systemeinstellungen. Dieser Wust an herstellerspezifischen Android-Varianten ist kaum noch zu Überblicken:

Hersteller Android UI
Samsung One UI
Oneplus OxygenOS
Huawei EMUI
Xiaomi MIUI
Oppo ColorOS
LG LG UX
Realme Realme UI
Vivo Origin OS

Hinzu kommt, dass alle Hersteller bestrebt sind ein eigenes Ökosystem um ihre Geräte aufzubauen. Das ist nachvollziehbar, aber nicht immer Gut und erschwert die Fehlersuche, wenn etwas mal nicht ordnungsgemäß funktioniert. Die Ursache kann dann entweder an Android, der Android Version oder den Anpassungen der Hersteller liegen, was schnell in einem mühseligen Prozess zur Lösung des Problems endet.

Ein Beispiel:
Nach dem Update von OxygenOs 9 auf OxygenOS 10 konnte ich mit meinem Oneplus 7T nicht mehr die Bluetooth-Lautstärke von meinem Bose Soundtouch Audio System steuern. Mit anderen Android 10 Geräten funktionierte es. Oneplus schob es auf Bose, Bose schob es auf Oneplus. Damit hat dann keiner Schuld, aber es ist auch keinem Geholfen.

Verlässliche Ausführung von Apps

Jeder Hersteller von Android Smartphones trifft seine hauseigene Abwägung zwischen Funktionalität der Apps und der Batterielaufzeit des Telefons. Auch hier herrscht keine Konsistenz im Android-Universum. Oneplus ist berüchtigt für sein radikales Beenden von Apps, die essentiell im Hintergrund laufen, bspw. der Mail-Client. Zwar bietet der Hersteller die Option zur Einrichtung einer Ausnahme an, die das Ausführen als Background-Prozess explizit erlaubt, jedoch wird diese manuell gesetzte Ausnahme regelmäßig wieder entzogen und muss neu gesetzt werden. Da Ergebnis: Mal erhält man eine Benachrichtigung über den Eingang einer neuen Mail und das andere Mal erhält man diese erst, wenn man die App startet.

Apples Privacy Ansatz

Das erste erfreulich Update für iOS, das ich auf dem iPhone erhielt hatte ein sinnvolles Feature namens ATT. App Tracking Transparency verhindert das Tracken des Nutzerverhaltens in Apps. Darauf wurde mit einem Dialogfenster aufmerksam gemacht mit dem man das Tracking direkt mit einem Klick unterbinden kann.

Auch gefällt mir die klare Trennung zwischen Gerät und iCloud-Diensten von Apple. Natürlich möchte auch Apple seine Cloud anpreisen und sicherlich hat dies auch vorteile, aber ich nutze sowas grundsätzlich nicht. Die iCloud ist zudem die Achillisferse in Apples Ökosystem. Wird sie genutzt, muss Apple zwangsweise die Möglichkeit gegeben werden die Inhalte zu entschlüsseln. Lässt man die Daten auf dem Gerät und übernimmt den Sync selber, bspw. mit einer Nextcloud, umgeht man dieses Manko. Bei Android war die Trennung zwischen Betriebssystem und Google oftmals nicht so einfach zu erkennen. Google liefert bspw. als vorinstallierte Bloatware eine App namens Fotos aus, die Anbindung an Googles GDrive hat. So verschwimmen schnell lokaler und fremdverwalteter Speicher und so landet ebenso schnell der lokale Speicher in Googles Cloud.

Es sind auch kleine unscheinbare Features, die mir aus Datenschutzsicht gefallen, wie der Copy-Paste-Indicator, der transparent - beim Einfügen von Texten - darüber Auskunft gibt, welche App zuvor in die aktuelle Zwischenablage geschrieben hat.

Androids Stärken gegenüber iOS

Wie eingangs bereits erwähnt, sind Androids ruhmreiche Zeiten für mich nicht länger existent. Zu groß ist Googles Einfluss auf das einst freie System. Wer mit gerootetem Telefon auf Online Banking und mobile Payment verzichten kann, wer damit Leben kann, dass er kein Netflix oder andere Apps aus dem Playstore installieren kann, für den ist Android sicherlich noch heute eine gute Wahl. Auf mich traf das nicht länger zu.

Als Stärke Androids hervorzuheben ist aber die Freiheit Apps an Googles Playstore vorbei zu installieren. Allzu oft wurden funktionale Apps wie AdAway aus dem Playstore entfernt, weil sie bspw. systemweit auf dem Telefon Werbung herausfilterten und somit geschäftsschädigend für Google waren. Unter Android ist eine solche Zensur aber kein Beinbruch. Man kann auf den tollen Appstore F-Droid zurückgreifen, der diesen Apps eine neue Heimat bietet. Würde Apple eine solche App verbieten, ist der Handlungsspielraum quasi nicht vorhanden.

Ebenso lobenswert ist der Open Source-Gedanke der Android Community. Für nahezu jeden Anwendungsfall findet man eine freie, quelloffene App. Auffallend für einen iOS-Neueinsteiger war die hohe Anzahl an Apps mit In-App-Purchases, Abomodellen und generell der deutlich erhöhte Preis für Apps in Apples Appstore.

Fazit

Der Umstieg von Android auf iOS fiel deutlich leichter und angenehmer aus, als ich ursprünglich befürchtet hatte. Das Zusammenspiel mit meinem MacBook Air macht Spaß und ich ertappe mich recht häufig dabei ein Telefonat auch einmal an meinem Laptop anzunehmen, was ich zuvor schlichtweg nie konnte. Inzwischen hat es auch die Apple Watch SE an mein Handgelenk geschafft und auch dieses Gerät fügt sich nahtlos in Apples Ökosystem ein. Das erste Telefonat über die Uhr am Handgelenk war für mich ein kleiner Michael Knight Moment, der mir ein ausgeprägtes Schmunzeln ins Gesicht gezaubert hat. Auch die Entsperrung des iPhones mittels der Uhr, während des Tragens einer Maske ist nur eine kleine Funktion, die den Tag aber bereichert. Die Watch nutze ich erneut genau so, wie damals meine geliebte Pebble Smartwatch. Das iPhone ist konstant stumm geschaltet und die Watch vibriert bei Benachrichtigungen und Anrufen und wenn ich meine Ruhe haben will, stelle ich die Watch stumm.

Mittlerweile fällt es mir schwer mein altes Oneplus 7T noch in die Hand zu nehmen. Es ist erstaunlich, wie schnell einem Altvertrautes in kürzester Zeit fremd erscheint.