Wie bereits in dem vorangegangenen Beitrag Die berufliche Auszeit und die deutsche Bürokratie beschrieb, habe ich mir eine berufliche Auszeit gegönnt und Vietnam bereist. Ausschlaggebend war für mich ein Land zu durchqueren, das nicht von westlicher Kultur geprägt ist. Startpunkt war Hanoi. Von dort aus ging es in den Nordosten in die Ha Long Bucht und anschließend in den Nordwesten nach Sa Pa. Die restliche Route führte mich durchs gesamte Land gen Süden und endete in Saigon. Die genaue Route sah so aus:

Vietnam Travel Map

Da ich sehr blauäugig an das gesamte Unterfangen herangegangen bin, möchte ich ein paar Erfahrungen teilen und den einen oder anderen Tipp geben, falls ein Leser ebenfalls dieses wunderbare Land bereisen möchte. Ich habe vor Reiseantritt viel über Vietnam und die nötigen Vorbereitungen und Anschaffungen gelesen, aber das erschien mir schnell als ermüdendes Unterfangen. Man findet zu Hauf Seiten, die allerlei Tand empfehlen und natürlich auch brav ihre Affiliate-Links gesetzt haben, über deren Zweckmäßigkeit gestritten werden kann.

Bleiben wir vorerst bei den unerlässlichen Dingen, die zwingend notwendig sind!

Kreditkarte

Eine Kreditkarte im Ausland sollte ein Jeder zur Hand haben. Ich habe mir die 1plus Visa-Card der Santander Bank angeschafft. Sie ist praktisch, da sie wie eine Prepaid-Karte aufgeladen werden kann. Das größte Schmankerl ist jedoch, dass sämtliche Gebühren für das Abheben von Bargeld im Ausland erstattet werden. Das klappt auch aus eigener Erfahrung wunderbar. Man muss lediglich die Quittungen der Geldautomaten aufbewahren, einscannen und an die Bank schicken und man erhält binnen kürzester Zeit die Transaktionskosten gutgeschrieben.

ACHTUNG: Infos sind veraltet. Eine Rückerstattung der Abhebegebühren bei Santander gibt es nicht länger.

Die Kreditkarte ist zudem zwingend notwendig zur Buchung von Hostels und Hotels und auch zur Personenbeförderung mittels nützlicher Apps wie Grab.

Die Abhebegebühren in Vietnam schwanken zwischen 20.000 – 70.000 Dong (0,75-2,70€).

Rucksack

Hier scheiden sich die Geister, was das nötige Volumen angeht. Ich habe einen Deuter Aircontact 55+10 genutzt und war rundum zufrieden. Der Rucksack ist bei einer Körpergröße von 1,84m angenehm zu tragen und kann flexibel an die Physiognomie angepasst werden. Das Fassungsvermögen beträgt 55 Liter, die mittels variablem Zurrkragen um weitere 10 Liter ergänzt werden können. Es war genügend Platz für Souvenirs vorhanden und auch mein maßgeschneiderter Anzug aus Hoi An fand noch ausreichend Platz darin.

Eine klare Empfehlung: Ein Rucksack sollte nicht blind bestellt, sondern im entsprechenden Kaufhaus anprobiert und auf Tragekomfort getestet werden.

Schuhwerk

Gute Schuhe sind das A und O bei einer Reise. Das Schuhwerk hängt maßgeblich von der Reiseroute ab. Bereist man abgelegenere Regionen, wie Sapa, steht man schnell knöcheltief im Schlamm und wäre mit soliden Wanderschuhen gut beraten. Wanderschuhe sind aber auch teuer. Ich hatte lediglich ein paar klassische Adidas Sneaker und ein paar Flip-Flops dabei und bin damit erstaunlich gut zurecht gekommen. Wichtig ist, dass die Füße regelmäßig Luft kriegen, da man in den Schuhen schwitzt wie ein Schwein. Ich bin mit Sneakers auf den höchsten Punkt im Cat Ba Nationalpark geklettert und auch die abgelegensten Wanderwege in Sapa gelaufen. Kurzum, es ging! Rückwirkend hätte ich mir anstelle der Flip-Flops aber lieber gute Sandalen gewünscht, da ich das Tragegefühl von Flip-Flops über längere Zeit als unangenehm empfinde.

Kleidung

Sämtliche Reiseblogs empfehlen teure Funktionskleidung. Diese trocknet zwar schnell frischgeronnenen Schweiß, stinkt dann aber auch wie Hulle. Ich hatte meine normalen Baumwoll-Shirts im Gepäck, eine lange Hose und einen Pullover. Schwitzen tut man bei den lokalen Temperaturen so oder so. Wenn man dabei noch stinken will, kann man auf Funktionskleidung zurückgreifen.

Generell empfehle ich als Daumenregel nicht mehr Kleidung als für 7 Tage mitzunehmen. Das ist unnötiger Ballast und viele Hostels haben ein Waschmaschine. Einen Wäscheservice für 2-3€(30.000VND pro Kg) gibt es mehrfach in jeder Straße in Vietnam. Öfter waschen, weniger schleppen!

Was ich aber ganz klar empfehlen muss, ist eine Kopfbedeckung. Man kann sich vor Ort einen traditionellen Strohhut für ca. 1€ kaufen oder nimmt sich ein Cap mit. Die Sonne Vietnams sollte nicht unterschätzt werden.

Regenkleidung

Vietnam hat wechselnde Monsunzeiten im Norden und im Süden. Wer das Land einmal komplett durchquert, wird notgedrungen mal in einen Schauer geraten. Diese sind meist heftig, aber kurz und treten morgens, mittags und abends auf. Regenkleidung bekommt man in Vietnam sehr günstig. Northface produziert bspw. in dem Land und man bekommt gute B-Ware und allerlei Fakes zu günstigen Preisen. Ich habe mir eine gefakete Northface Jacke für ca. 8€ gekauft, die sich erstaunlich gut bewährt hat.

Impfungen

Ich habe ein halbes Jahr vor Reiseantritt mit meiner Hausärztin einen Impfplan ausgearbeitet. Geimpft wurde ich gegen:

  • Tollwut
  • Hepatitis A+B
  • Japanische Enzephalitis

Kostenpunkt: Sagenhafte 400€! Daher unbedingt rechtzeitig mit der Krankenkasse aushandeln, ob diese einen Teilbetrag übernimmt. Die Zuschüsse der Kassen schwanken immens. Einige übernehmen den kompletten Betrag. Bei mir waren es lediglich 100€. Den Rest musste ich selber stemmen.

Beim Aushandeln des Impfplans sollte gleichzeitig die Gelegenheit genutzt werden die Ärztin nach Empfehlungen für eine Reiseapotheke zu fragen.

Medikamente

Auf Anraten meiner Ärztin hatte ich folgende Arznei im Gepäck:

  • Elektrolyte gegen Durchfall
  • Malerone (gegen Malariaerscheinungen)
  • Pflaster
  • Breitbandantibiotikum (verschreibungspflichtig)

Gebraucht habe ich davon nur die Pflaster. Das Thema Durchfall sollte bei zartbesaiteten Mägen sicherlich nicht außer Acht gelassen werden. Meinem Schweinemagen konnte aber so schnell nichts anhaben, sei es nun Faustgroße Bergschnecke in Limonengrassud oder frittiertes Schweinezahnfleisch. Probleme hatte ich damit nie.

Medizinische Versorgung vor Ort

Generell muss sich vor Augen gehalten werden, dass es in Vietnam eine große Errungenschaft nicht gibt – eine gesetzliche Krankenversicherung. Dementsprechend ist ein Arzt- oder Krankenhausbesuch auch relativ teuer. Anstelle der Ärzte übernehmen hier die Apotheken gerne die Diagnosen und geben einem direkt das passende Medikament zu günstigem Preis mit. Ich hatte nach einer Wanderung einmal einen handgroßen roten Ausschlag am Bein. Für 3€ habe ich in der Apotheke dann ein Breitbandmedikament gegen Hautausschläge bekommen und dann war auch alles wieder gut. In solchen Fällen sollte dann einfach direkt die Apotheke aufgesucht werden.

Mobiles Internet

SIM-Karten mit Datenvolumen gibt es an jeder Ecke in Vietnam. Man bekommt für ca. 6€ einen Berg an Datenvolumen (18GB). Generell bietet jedes Café und jedes Hostel kostenfreies W-Lan an. Die Netzabdeckung im gesamten Land ist unglaublich gut und Konnektivität ist jederzeit gewährleistet.

Mancherorts sind bestimmte Webseiten aufgrund der staatlichen Internetzensur nicht erreichbar, daher sollte ggf. ein VPN vor der Reise eingerichtet werden.

Eine List an sinnvollen Apps habe ich ebenfalls dokumentiert: Vietnam: Nützliche Apps für den Alltag

Sprachbarriere

Wer Englisch kann, ist klar im Vorteil. Mit Englisch kommt man relativ gut durch das Land und kann sich rudimentär verständigen. Witzigerweise sind es meist die Kinder, die die Sprache besser beherrschen und dann für die Erwachsenen übersetzen. Der Google Translator sollte jedoch immer auf dem Smartphone greifbar sein. Auch wird einem schnell bewusst, was man mit Hand und Fuß alles erklären kann. Eine kleine Empfehlung wäre noch Point It. Das ist ein kleines Büchlein mit allerlei Symbolen auf die man schnell mal zeigen kann, um Dinge genauer zu erfragen.

Sonnencreme

Sonnencreme war überraschenderweise sehr teuer in Vietnam. Die Einwohner selber nutzen keine und kleiden sich eher bedeckt. Für eine Tube zahlt man schnell mal 8€ und meistens bleicht diese dann sogar noch die Haut, aufgrund des dort vorherrschenden Schönheitsideals, weiß. Sonnencreme sollte daher ausreichend eingepackt werden.

Essen

Das Essen in Vietnam ist einfach großartig. Simpel, aber gut. Es sollte immer darauf geachtet werden, dass Fleisch gut frittiert oder durchgebraten ist. Bei Gemüse und Obst gilt der Grundsatz Peel it or leave it. Wer in Vietnam ist, sollte unbedingt die Pho-Suppe probieren. Sie variiert durchs gesamte Land und ist spottbillig. Auch der vietnamesische Ca Phe Sua mit gesüßter Kondensmilch ist absolut empfehlenswert, insbesondere auf Eis an heißen Tagen. Er ist stark und hat eine ausgeprägte Kakaonote, die ich so nie zuvor geschmeckt hatte. Empfehlung: Probiert werden sollte die süße Longanfrucht. Sie ähnelt der Lyche und ist auf allen Märkten zu erschwinglichen Preisen erwerbbar. Frittierte Hunde habe ich nur in Hanoi gesehen und habe es nicht übers Herz gebracht sie zu probieren. Generell scheint der Mythos der frittierten Hunde ein wenig verklärt zu sein. Fakt ist: Man wird niemals aus Versehen Hund essen, da das Fleisch deutlich teurer ist als Huhn oder Schwein. Das Verzehren von Hunden scheint zudem eine Tradition der älteren Bevölkerung zu sein. Sämtliche junge Familien, insbesondere auf dem Land, lieben ihre Hunde (auch wenn sie ihnen komischerweise nie Namen geben) und würden sie niemals essen.

Busreisen innerhalb des Landes

Ganz klare Empfehlung zum Meistern größerer Strecken ist die Futa Bus Company. Die Reisen sind mit 8-15€ sehr günstig. Gefahren wird in einem Schlafbus mit Liegen und in der Regel steht einem auch W-Lan zur Verfügung und ein kostenloses Essen ist im Ticketpreis enthalten. Man sollte sich jedoch niemals auf die offiziellen Abfahrts- und Ankunftszeiten verlassen. Man ist gerne mal 3 Stunden früher da und steht dann um 4 Uhr morgens an einem Ort, an dem nichts geöffnet hat. Praktisch ist, dass Futa einen kostenlosen Shuttle-Service anbietet. Dieser holt einem am Hostel/Hotel ab und bei Ankunft an der neuen Destination bringt dieser einen auch zur neuen Herberge. Absolut Top!